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Masturbation heute: Kann denn Liebe Sünde sein?

Über Masturbation wird nach wie vor hinter vorgehaltener Hand gesprochen. Wohin geht der moralische Trend der Selbstbefriedigung? Wie war es früher, welche Normen gelten heute?

Wir haben unseren Sexspielzeug Onlineshop aus Lust an der Freude gegründet. Wir unterhalten uns im engen Kreis über Masturbation, Gefühle und Begierde wie andere über das Wetter. Irgendwann stellte sich uns die Frage: Ist das normal?

Das brachte uns dazu, über Masturbation und die gesellschaftlichen Normen im Bezug auf Selbstbefriedigung zu diskutieren. Unsere mentalen Orgasmen wollen wir dir natürlich nicht vorenthalten, weil auch du sicherlich über diese Thematik grübelst.

Persönliche Statements zur Masturbation von Frau zu Frau

Wir haben entdeckt, dass wir zwar alle offen und relativ ohne Scheu über Masturbation sprechen, allerdings haben wir doch unsere eigenen Ambitionen dafür. Welches Statement würdest du für Dich verbuchen wollen?

Julia: Alles ist ok was niemanden verletzt

Masturbation als gesellschaftliches Tabu? Oh, wo kämen wir denn da hin? Wir leben ja nicht mehr im Mittelalter! Und genau das ist der Knackpunkt, warum ich froh bin, heute und hier leben zu dürfen. Wo und wann in der Welt konnten sich Frauen freier bewegen und äußern? Ich gehe mit dem Thema Selbstbefriedigung sicherlich nicht hausieren, es ist mein persönlicher Schatz (an Erfahrungen).

Ich suche mir schon ganz genau aus, wen ich in diese Schatzkiste kucken lasse. Allerdings bereitet es mir ein diebisches Vergnügen, andere Leute auf das Thema Masturbation anzuspitzen, um zu sehen, wie sie reagieren: „Was? Du und Sexspielzeuge? Das hast Du doch gar nicht nötig!“ Wenn die wüssten, wie gern ich mich mit meinen Lovetoys verwöhne und das es mir eine Genugtuung ist, dabei an die verklemmten Ahnungslosen zu denken …

Katharina: Hör auf Dein Herz

Prinzipiell bin ich der Meinung, dass Masturbation etwas ganz Natürliches ist. Wie willst Du guten Sex haben, ohne dass Du Deinen Körper kennst? Sich über Masturbation zu unterhalten ist eine Möglichkeit zu lernen, Erfahrungen zu sammeln und auszutauschen. Klar, es ist etwas anderes über Selbstbefriedigung zu reden als über Kochrezepte, aber Dein Herz sagt Dir, mit wem Du wie umgehen kannst.

Eine Pauschalisierung kann es nicht geben. Wir leben in einem Multi-Kulti-Land und jede Kultur, jede Religion und jede gesellschaftliche Schicht geht anders mit Masturbation um. Um nicht anzuecken, solltest Du Dich an diese Gepflogenheiten richten – wenn Du nicht mit Freundinnen über Masturbation reden möchtest, bist Du auf unserer Plattform natürlich herzlich willkommen.

Ich selbst: Der Reiz des Unbekannten

Nun, manchmal komme ich mir vor, als wäre ich aus einer anderen Zeit. Ich empfand die gesellschaftliche Tabuisierung der Masturbation als äußerst einschränkend, aber auch anregend. Es gab nicht an jeder Ecke Brüste zu sehen, Internet war unbekannt und Pornografie nicht öffentlich. Wir „dealten“ untereinander Modekataloge, um uns abends im Bett Mädels und fesche Jungs in Unterwäsche anzukucken.

Heute ist alles viel einfacher, aber wo ist der Reiz geblieben? Ich mochte das Gefühl bei der Selbstbefriedigung, etwas zu tun, wovon niemand etwas erfahren sollte. Trotz allem ist es eine Errungenschaft und eine Hommage an die Weiblichkeit, dass auch wir offen über Masturbation an sich sprechen können. Vorurteile werden somit im Keim erstickt und die Leidenschaft ist dank ausgeklügelter Sexspielzeuge nach wie vor präsent.

Gibt es gesellschaftliche Einschränkungen bei der Masturbation?

Ja, gesellschaftliche Einschränkungen bestehen nach wie vor. Mir schwebt immer wieder das Volkslied „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten …“ durch den Kopf. Du kannst in Deinen Fantasien machen, was Du willst, es ist allerdings ein Unterschied zwischen Vision und Durchführung. Masturbation am Baggersee – ein unvergessliches Erlebnis, lass Dich aber nicht dabei erwischen!

Der Schutz von Privatsphäre ist in Deutschland ein äußerst präsentes Gesetz – gerade im Bezug auf die Entwicklung von Kindern, auf Integration und Rücksichtnahme anderer Kulturen. Exhibitionismus ist nach §183 StGB eine Straftat und Du könntest andere Geister empfindlich stören, sollten sie Dich bei der Selbstbefriedigung antreffen.

Deine Privatsphäre wird jedoch berücksichtigt. Wenn Deine Silhouette bei Kerzenschein hinter zugezogener Gardine deutlich erkennen lässt, was Du gerade machst, ist das Deine Sache. Du zwingst schließlich niemand, durch das Fenster zu gaffen. Der Mittelweg ist hier sicherlich angebracht, der gesunde Menschenverstand sollte Dir sagen, was ok ist und was nicht.

Allgemein kann die derzeitige Stellung der Masturbation selbst im Teenie-Alter als völlig normal, aber etwas Privates angesehen werden.

Masturbation im Wandel der Zeit

Die Sexualethik nimmt eine sehr positive Wandlung in Richtung Liberalismus. Unser Leben war bis zum 18. Jahrhundert sehr stark von kirchlichen Normen und deren Vorstellung der Lebensweise geprägt. Hierin nahm die Sexualität einen legitimen Stellenwert ein, solange sie der Fortpflanzung dient und in „legalem Rahmen“, also unter verheirateten Paaren stattfand. Masturbation galt als reine Befriedigung unsittlicher Begierden. Sie war zwar nicht als Sünde non grata deklariert, aber zumindest als verwerflich.

Im 18. Jahrhundert wurde die Sexualethik patriarchisch. Frauen wurden unterdrückt und erotische Neigungen wurden uns abgesprochen. Als Ersatz für die lodernden Begierden sollte die Liebe zum Ehemann und den Kindern dienen. Um diese Verhaltensweise zu stabilisieren, wurde die Masturbation von der Sünde zum „krankhaften und gesundheitsschädlichen Verhalten“ umdeklariert.

Diese bürgerliche Scheinmoral hielt sich bis Ende des 19. Jahrhunderts. Bis zur Liberalisierung in den 60ern setzte sich die Theorie durch, dass jegliche Versionen der Sexualität, also auch der Solosex, nicht zwangsläufig schädlich sein müsse. Die Frauenbewegung bekämpfte in der „sexuellen Revolution“ die Unterdrückung der Frauen und setzte sich für deren Rechte und Gleichstellung ein. Auch die Masturbation sollte im Sinne der „Selbstbestimmung über die weibliche Sexualität“ Einzug in die Normalität halten.

Einfluss von Kultur und Religion auf die Masturbation

Wie oben bereits angeschnitten, nimmt die Religions- und damit Kulturzugehörigkeit einen entscheidenden Einfluss auf den Umgang mit der Masturbation. Prinzipiell kannst Du davon ausgehen, dass die Entwicklung diverser Landstriche den enttabuisierten Umgang mit der Sexualität mit sich bringt. Je fester Kulturen an ihren spezifischen Glauben halten, desto gehemmter ist die Einstellung zur Selbstbefriedigung.

Aber, wo steht geschrieben, wie Du mit der Masturbation umgehen sollst? Wir haben uns in diverse Schriften eingelesen und hoffen, den Sinn der Zeilen richtig verstanden zu haben. Solltest Du anderer Ansicht sein, bitten wir um deine Hilfe. Keinesfalls wollen wir Dich in deiner religiösen Freiheit belehren oder gar einschränken:

  • Judentum: In der Thora wird keine eindeutige Stellung zur Selbstbefriedigung genommen. Bei Männern wird der Samenerguss während der Masturbation als nutzloser Verlust von Lebenskeimen deklariert und als Verunreinigung dargestellt. Durch rituelle Waschungen kann die Unreinheit beseitigt werden.
  • Christentum: Eine undeutliche Stellung findest du auch in der Bibel. Oft wird die Bestrafung Onans (vgl. Onanie) zitiert, die allerdings nicht wegen der Masturbation erfolgte, sondern weil er die Witwe seines Bruders nicht ehelichte. Andere Bibelstellen verweisen auf übersteigerte Grundbedürfnisse und warnen vor der Suchtgefährdung der Masturbation.
  • Islam: Der Islam rät ebenfalls zum mäßigen Umgang mit der Sexualität. Im Koran werden Gläubige gekrönt, die ihre Sinnlichkeit im Zaum halten und jene zur Keuschheit verdonnert, die keine Gelegenheit zur Ehe haben. Allerdings geht es dabei eher um die Partnerwahl, Masturbation ist auch hier nicht explizit erwähnt.
  • Buddhismus: Im Buddhismus wird der Mittelweg als erstrebenswert angesehen. Masturbation ist nichts Verwerfliches, aber auch nichts Erstrebenswertes. Der Buddhismus verzichtet auf strenge Gesetze und Urteile, er sieht „schlecht“ und „gut“ als Konstrukt der Gesellschaft. Er legt Wert darauf, durch das eigene Verhalten Schaden von der Gesellschaft abzuwenden. Masturbation aus Wut, Verlangen oder Unwissenheit ist nicht empfehlenswert. Bringt uns Selbstbefriedigung Glück?
  • Daoismus: Diese Lehre lehnt sich teilweise an das Judentum an. Masturbation (bei Männern) mit Samenerguss wird als Verschwendung angesehen, die zur Schwächung des Körpers führt. Die daoistische Lehre toleriert nicht nur, sie rät zur Selbstbefriedigung ohne Ejakulation – also auch für Frauen.

Der Fluch der Masturbation ist gelöst

Dank der modernen Sexualaufklärung können wir heute doch ziemlich frei über das Thema Selbstbefriedigung sprechen. Masturbation eröffnet gerade für uns Frauen große Potenziale. Denn je besser Du Deinen Körper kennst, desto intensiver kann der Orgasmus sein. Es liegt wortwörtlich in Deiner Hand, wie oft Du Dich in lustvolle Gefilde katapultierst. Ein Tabuthema ist Masturbation heute ganz sicher nicht mehr, auch wenn Du darauf achten solltest, wo Du Dich vergnügst und wer Dich dabei sehen kann.

Fazit

Im Wesentlichen ist der Umgang mit Masturbation und Sexspielzeugen heute in der humanistischen Sichtweise zu betrachten. Solange Du damit niemandem Leid zufügst (auch Dir nicht), ist es in Ordnung. Die Tendenz der Liberalisierung wurde hart erkämpft und ist auch gut so. Masturbation in gesundem Umfang ist weder schädlich noch schändlich.

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